Wie alles begann

Vorgeschichte der Rolling Bones

Zugegeben: Einen Waschbrettbauch hatte ich nie. Doch im Frühjahr 1998 - nach ca. zehn Jahren Passivsport und mit einem Alter von knapp über dreißig Jahren, stiegen meine Befürchtungen, es könnte in naher Zukunft ein Waschzuberbauch werden.

Im Fernsehen wurde zu dieser Zeit ein - wie jedes Jahr - leicht übergewichtiger Jan Ullrich gezeigt, der kaum neun Monate zuvor noch die Tour de France gewann.

Ich dachte mir: Wenn "der dicke Jan" mit dieser Figur bei der Tour de France mitfahren kann, dann sollten für mich ja auch ein paar Kilometer gemütliches Radfahren drin sein. Das macht ja offensichtlich auch pummelige Spitzensportler rank und schlank. Außerdem bin ich schließlich auch jahrelang zur Schule geradelt und hatte dabei nie konditionelle Probleme.

Am 2.Mai 1998 war es soweit: Mein Motorroller war verkauft und ich war im Gegenzug stolzer Besitzer eines Rennrades.

Ich radelte voll motiviert durch die Lande. Die Beine schmerzten, ich fühlte einen stechenden Schmerz in der Lunge und der Schweiß floss in Strömen. Das war nach ca. 800 Metern und ich war mir in diesem Moment ganz sicher, dass ich in meinem Leben schon wesentlich bessere Ideen hatte, als meinen Motorroller zu verkaufen und mich auf dem Rennrad durch die Republik zu quälen. Ich wollte meinen Motorroller zurück und wieder aktiver Passivsportler werden.

Aber da Hüblers von Natur aus mit einer großen Menge Sturheit ausgestattet sind, gab ich natürlich nicht einfach so auf. Außerdem befand sich in meiner Portokasse auch nicht genug Kleingeld für einen neuen Motorroller. Eine Woche später radelte ich daher immerhin schon 25km zur Arbeit und abends wieder nach Hause.

Am Arbeitsplatz wurde ich auch gleich von einem Profi-Radler-Kollegen angesprochen, ob ich nicht mal Lust auf eine richtige Radtour hätte. Ich sagte wohl so was wie "Hm, ja... mal sehen", oder so ähnlich. Jedenfalls lag keine 15 Minuten später eine Ausschreibung auf dem Schreibtisch. Ich überflog die erste Seite und wurde blass: Schon allein Stichworte wie "Radmarathon", "170-300km", "2.800-4.800Hm", "18%" und "Alb-Extrem" sorgten bei mir für Schweißausbrüche und ein flaues Gefühl in der Magengegend.

Kurz danach stand mein Kollege wieder da und fragte, ob ich mich in seiner Mannschaft anmelden wolle. Ich bat um 24 Stunden Bedenkzeit. Mindestens 170km! An einem Tag! Mit dem Fahrrad! Er hätte mir auch vorschlagen können, dass wir am Wochenende zum Mond fliegen.

Ich stufte ihn kurzerhand als Verrückten ein, den man zukünftig besser meiden sollte, nahm die Ausschreibung aber aus Höflichkeit mit nach Hause. Aber je öfter ich an diesem Abend darin blätterte, desto begeisterter war ich.

Da sich als weitere hervorstechende Eigenschaften - neben der erwähnten Sturheit - in meinem Stammbaum noch Spontanität und Ehrgeiz hervortun, war ich am nächsten Tag schon moralisch gemeldet. Aber was macht man sicherheitshalber, wenn man die Hosen voll hat? Man sucht sich jemanden, der mit einem ins Unglück gerissen wird. In der Gruppe stirbt es sich schließlich leichter. Ich jedenfalls beschwatze in solchen Fällen meinen "kleinen" Bruder (1cm kleiner, 15kg leichter und 6 Jahre jünger), ob er nicht auch mitmachen "möchte". Wir entschieden uns für die "Kinderrunde" mit 170km. Das erschien uns unmöglich genug.

Seine geringfügigen konditionellen Vorteile (so hoffte ich wenigstens) würden sich durch die Tatsache ausgleichen, dass ich mit dem Rennrad und er mit einem Trekkingrad starten würde. Da mein Bruder so ziemlich jeden Blödsinn mitmacht, den ich beschließe, waren wir also wenig später offiziell gemeldet für die Mannschaft RSG Café Mehlsack beim

15. Alb-Extrem Radmarathon 1998

Bis zum Start am 28.06.1998 waren noch 6 Wochen Zeit. Wir strampelten also fleißig bei der einen oder anderen RTF mit, um die nötige Form zu erarbeiten.

Eine Woche vor dem Start meldete sich plötzlich mein Knie zu Wort, welches ursprünglich für meine Karriere als Passivsportler verantwortlich war. Mein Arzt sagte mir ich könne am Wochenende schon etwas radeln, wenn es nicht zu weit wäre. Außerdem sollte ich Berge meiden... ." Wo ich starten wollte habe ich ihm dann auch noch vorsichtig mitgeteilt. Er war der Meinung, dass ich mit diesem Knie das nicht schaffen könnte. Aber wer hört schon auf seinen Arzt. Zugegeben: Der Ratschlag mit dem Berge meiden gestaltet sich bei Alb-Extrem als eher schwierig. Aber da man mit den Startunterlagen ein Trikot erhält, mit dem man natürlich nur richtig angeben kann, wenn man auch wenigstens am Start erschienen ist, beschloss ich in jedem Fall zu starten.(Zugegeben: Da ich meinen Bruder zum Anmelden überredet hatte, verspürte ich auch eine minimale moralische Verpflichtung, ihn nun nicht alleine "ins Verderben" zu schicken.)

Ich humpelte also brav zum Start. Es war gigantisch! Über 3.000 Radler standen mitten in der Nacht (Start war um 5:30 Uhr) auf der Schwäbischen Alb und unterhielten sich über irgendwelche Berge bei Geislingen und "fiese Anstiege" nach Stötten. Ich versuchte, nicht hinzuhören und wir radelten in einem riesigen Pulk los.

Mein Arzt hat übrigens keine Ahnung: Nach ca. 110km waren meine Knieschmerzen plötzlich weg. Vermutlich hatte mein Knie eingesehen, das ich es sowieso ignoriere und weitere Schmerzen nichts bringen.

Nach vielen Stunden und endlosen Bergen beendete ich mit meinem Bruder meinen ersten Radmarathon und ich beschloss, so etwas nie wieder zu tun...

Geschichte der Rolling Bones

...bis zum Januar 1999. Da flatterte die Ausschreibung für Alb-Extrem 1999 in meinen Briefkasten. Die Berge auf der Strecke hatte ich bereits aus meiner Erinnerung gestrichen. Außerdem hatte ich die letzten Monate damit verbracht, jedem - ob er es hören wollte oder nicht - von dieser gigantischen Erfahrung zu erzählen.

Alb-Extrem war - und ist auch heute noch - einfach ein grandioses Erlebnis, dass sich nach meiner Meinung auch weit von anderen RTFen in Deutschland abhebt. Organisation, Verpflegung, Stimmung und die Strecke: alles ist einfach spitze!

Durch meine Erzählungen fand ich in meinem Bekanntenkreis - außer meinem Bruder - noch 10 weitere, mehr oder weniger aktive Radler, die auch einmal bei einem Radmarathon starten wollen.

Da laut Ausschreibung eine Mannschaft aus mindestens sieben Radlern besteht, beschloss ich, das Team meines Kollegen zu verlassen und ein eigenes zu gründen.

Nur ein Name für die Mannschaft fehlte noch. Wochenlange intensive Umfragen brachten kein vernünftiges Ergebnis. Doch dann kam im Radio ein Lied von den Rolling Stones und mir ein Geistesblitz. Die "Rolling Bones" waren geboren...

Alb-Extrem ist noch immer die einzige Pflichtveranstaltung für die Rolling Bones. Und 2004 haben wir mit fast 19.000km und über 90 "Finishern" unter den 68 Mannschaften einen sensationellen 3. Platz belegt!

Teamchef Arne Hübler

[Startseite | Geschichte | Fanclub | Horoskop | Sponsoren | Alberne Knochen | Links]
[ Webmaster & Teamchef Light (Mark Hübler) | Gästebuch]
Valid XHTML 1.0!·Valid CSS!

http://rolling-bones.com/history.php
Letzte Änderung:2015-02-28